Nach der folgenreichen Diskussion, das Campen nun aufzugeben, den Wohnwagen zu verkaufen und ein Boot zu erwerben, ging es für mich so ab 2013 fröhlich ans Sichten der einschlägigen Annoncen im Internet. 24 bis 26 ft. sollten es sein, Innenborder sehr gerne. Ansonsten war ich relativ unbedarft, zu deutsch: Keine Ahnung von irgendwas. Ich fing zwar an, die „YACHT“ zu studieren und kaufte bzw. ersteigerte stapelweise alte PALSTEK-Ausgaben, um mir einschlägiges Wissen anzulesen.

Es sei hier vorweg genommen, ich habe das ganze Ding Bootskauf alleine durchgezogen. Also nix mit guten Freund mitnehmen, oder jemanden, der sich auskennt oder sogar einen Gutachter. Das hatte seinen guten Grund: Ich kannte damals noch niemanden, der sich auskennt, war noch in keinem Verein, hatte keinen Liegeplatz…heute undenkbar.

Nach langer Recherche fokussierte sich meine Suche schließlich auf die Granada 24, ein in meinen Augen hübsches kleines Boot, welches bei 7,20 m Länge für mich wie eine richtige kleine Yacht aussah. Und bei meinen 1,65 m Körpergröße hatte ich im Salon sogar Stehhöhe!

Eine für mich passende Anzeige fand ich bei guloggratis.dk
eine dänische Kleinanzeigen-Plattform.
Granda 24

Die Bilder sahen toll aus, der Preis passte, das Boot lag in Silkeborg hoch oben in Jütland, so 260 km von Kiel entfernt. Also den ollen Bulli gestartet und auf nach Silkeborg oben in Jütland, wo ich mir das schnuckelige Boot aus dem Jahr 1975 anschaute.
Bulli

Der Verkäufer Ole war sehr nett, die Konversation erfolgte auf dänisch / englisch. Also er dänisch / englisch, ich nur englisch, aber auf jeden Fall verstanden wir uns.

Ich wusste bereits, man solle auf ein weiches Vordeck bei der Granada achten, was ich auch tat. Alles stabil, da federte nix, innen war sie hübsch und sauber, Mast stabil, nicht korrodiert, Leinen ins Cockpit umgelenkt,

 

Mast

die Elvström-Segel waren noch richtig gut, das Dacron knisterte noch schön, sogar mit Rutscherwagen an den Segellatten, also alles sehr schön. Hinten hing ein relativ neuer Außenborder von Yamaha dran, 4 losgelassene PFerdestärken sorgten für den, na ja, eher bescheidenen, Vortrieb. Und der aufgerufene Preis war sogar ausgesprochen günstig und bezahlbar.


Innen Salon

Das Schiff lag im Wasser, um den Zustand des Unterwasserschiffs, Osmose usw. kümmerte ich mich nicht großartig, sondern verließ mich auf die Angaben des Eigners. Innen war noch  ein alter Volvo-Penta MB2a Benzin-Innenborder verbaut, der allerdings schon vor Jahren sein rostiges Leben mit einem letzen seufzenden „pffft pffft pffft“ ausgehaucht hatte.

(Insiderwissen: Der Volvo-Penta MB2a beruhte auf dem Honda BF75 Außenborder mit 7,5 PS, zum von VP zum Innenborder umgebaut wurde. Also quasi ein durchgesteckter Außenborder, ohne das Konzept jetzt schlecht machen zu wollen, es war halt für 7/8 m Boote aus den Siebzigern state of art. )

In diesem Moment strich ich den eigentlich als unabdingbar haben zu wollenden Innenborder von der Liste, ich wollte schockverliebt genau dieses Boot, dieses und kein anderes. Kurzum – nach etwa 3 Stunden lustiger dänisch/englischer Konversation war ich stolzer Bootsbesitzer einer Granada 24 mit der Maßgabe, das Boot im Frühjahr 2014 aus Silkeborg abzuholen. Ole würde sich solange um das Boot im Winterlager in Silkeborg kümmern.

Mast gelegt

Tisch

Bei der ganzen Euphorie hatte ich einen klitzekleinen Umstand außer acht gelassen, Silkeborg ist von Nord-und Ostsee etwa gleich weit entfernt, ich kannte niemanden, der das Boot nach Kiel transportieren konnte, ein Profitransport hätte mein Budget bei weitem überschritten. Das gab viel Stoff zu durchgegrübelten schlaflosen Nächten. Boot gekauft auf dem platten Land, wie kommt das jetzt um Himmels willen nach Kiel? Den Winter nutzte ich auch für die Clubsuche, Liegeplatzbeschaffung und fand auch meine seglerische Heimat bei den Tourenskippern in Kiel, der Liegeplatz an der Blücherbrücke fußläufig von zu Hause entfernt. Perfekt – bis heute.

Letztendlich kam dann die dänische Freundlichkeit des Voreigners Ole zum tragen, oder besser gesagt, er erbarmte sich meiner und vermittelte mir seinen Clubkollegen, der mir das Boot im März 2014 mit seinem großen Nissan Patrol und Trailer pünktlich bis nach Schilksee direkt zum Krantermin im Mitte März 2014 brachte; zu einem Preis, der eher ein Gefälligkeitsentgelt als Kostenerstattung war.

Nissan

Er half mir sogar noch beim Mast stellen. Mange tak, det var fantastik! Die fröhliche knatternde Jungfernfahrt per Außenborder von Schilksee zur Blücherbrücke mit Unterstützung meines Bruders Eddie verlief dann problemlos

Eddie

Me
und Klausi war stolz wie Bolle, so als frisch gebackener Yachteigner. Die 6 Seemeilen von Schilksee zur Blücherbrücke waren meine ersten nach 23 Jahren, und, wie mir schien, souverän gemeistert. Wir bekamen das Boot sogar irgendwie in die Box bugsiert. Was will man mehr. Der, natürlich alkoholfreie, Anlegerdrink war dann mehr als verdient.

Ich taufte mein Boot auf den Namen „Chrissie“, nach der wichtigsten Person in meinem Leben, mit der ich erstens mein Leben teile und die mir halt auch mit ihrer Entscheidung bis heute das Segeln ermöglicht. 💝
Blücherbrücke

Was für ein Gefühl: „Ich habe ein Boot, ein richtiges Boot. Welt, ich komme!“

Welt ich komme